Flucht und Krieg
Give Peace a chance – Die Perspektive für Frechen und der Krieg in der Ukraine
„Können wir nicht gemeinsam ein Zeichen des Friedens und der Solidarität in unserer Stadt setzen und in die Öffentlichkeit tragen?“ Als die Anfrage von zwei Bürgerinnen unserer Stadt an unser Fraktionsmitglied Dirk Wrhel herangetragen wurde, zögerte dieser nicht eine Sekunde: „Ja klar, wir müssen dies tun!“ Nur wenige Minuten später meldete er bei der Kreispolizeibehörde des Rhein-Erft-Kreises für Samstag, 12.März eine Demonstration auf dem Rathausplatz an – die erste Demonstration seines Lebens.
Kurzerhand wurden Freiwillige akquiriert und was dann passierte ist unbeschreiblich. In nur einem Video-Call, mit ca. 90 Minuten Länge, wurde das komplette Bühnenprogramm sowie die Rahmenbedingungen für die Organisation einer „Mahnwache für Frieden“ festgezurrt. In nur 3 Tagen mit einer Gruppe, die sich vorher nicht kannte, in die Öffentlichkeit zu gehen, das war ein großartiges Erleben.
Der Rathausplatz bot an dem besagten Samstagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein die Kulisse für die Veranstaltung. Ca. 300-400 Frechener Besucher*innen fanden sich gegen 17:00 Uhr ein und warteten gespannt, was nun passieren würde.
Mit tatkräftiger Unterstützung der Fraktionsmitglieder der Perspektive für Frechen, wurden im Vorfeld nicht nur die notwendigen Mikrofone aufgebaut, es wurde eine „Wall-of-peace“ installiert und hunderte Kerzen, zum Gedenken an die im Krieg verstorbenen und als Zeichen der Hoffnung auf Frieden, entzündet.
Zwei Sängerinnen, Sarah Mettke und Andrea Baum-Horstmann, sorgten durch Ihre Gesangsbeiträge („Give Peace a chance“, „Imagine“, „Mr. President“ und „We schall overcome“ ) für so manchen Gänsehautmoment zwischen den Redebeiträgen.
Dem Charakter einer „Mahnwache“ entsprechend, handelte es sich bei den Redebeiträgen um nachdenkliche Worte, die einfühlsam vom Veranstalter, Dirk Wrhel, anmoderiert wurden:
Anna Gerber eröffnete mit Ihrem PoetrySlam den Nachmittag, Aus dem Blickwinkel einer nachdenklichen Frechener Jugendlichen schaute sie auf die Besonderheiten dieser Zeit - Aus der Coronakrise in die Kriegssituation vor unserer Haustüre. Katharina Blum erinnerte sich, in einem Brief an Ihre verstorbene Mutter, an Ihre Kindheit in der Friedensbewegung der 70er Jahre und sinnierte über die schreckliche Entwicklung in der Ukraine. Der emotionale Höhepunkt der Veranstaltung wurde erreicht, als Alex Runde, Cousine eines aus der Ukraine geflüchteten Jungen, seinen Tagebucheintrag über den Kriegsbeginn und die danach angetretene Flucht vorlas. „Man hätte eine Stecknadel fallen hören“ bemerkte eine Besucherin – „auch bei der anschließenden Schweigeminute für die im Krieg Verstorbenen“.
Zu den Besucher*innen zählte auch Susanne Stupp, die für den Rat der Stadt Frechen eine gemeinsame Erklärung zum Krieg in der Ukraine verlas und einige Worte auch im Hinblick auf den zu erwartenden Flüchtlingsstrom an die Zuhörer*innen richtete.
Die 3 christlichen Religionsgemeinschaften in Frechen, die katholische, evangelische und neuapostolische Kirche, rundeten das Programm durch Gedanken aus den Seligpreisungen ab.
Die „Wall of peace“ füllte sich immer mehr mit selbst gestalteten Bildern, Gedanken und Gebasteltem. „Das tat so gut“ „Eine klasse Sache“ „So bewegend, ich habe immer noch Gänsehaut“ waren nur einige der Reaktionen der Frechener Teilnehmer*innen.
Zwischenzeitlich sind in unserer Stadt mehr als 300 Personen aus der Ukraine angekommen, überwiegend Mütter mit Kindern und ältere Personen. Verteilt auf die 3 offiziellen Erstaufnahme-Einrichtungen der Stadt Frechen, dem Containerdorf im Sportpark Herbertskaul, der Gerhard-Berger-Halle in Frechen Königsdorf und der Mehrzweckhalle in Frechen Habbelrath.
Das Engagement von Freiwilligen aus Reihen der Perspektive für Frechen nimmt hierbei kein Ende. Es werden seit Wochen Kleider, Sachspenden, Lebensmittel, Gutscheine zielgerichtet organisiert und an die Bedürftigen verteilt. Vom Keyboard für eine Musikstudentin, über Schulranzen bis hin zu Hundefutter fand alles seine dankbaren Abnehmer*innen.
Es gab auch einen Aufruf, Bücher in ukrainischer Sprache zum Bücherschrank in der Rosmarstraße zu bringen, damit diese an die neuen Mitbürger*innen ausgehändigt werden können. Ein voller Erfolg. Die Leute kommen und bringen alles, was sie entbehren können.
Das Telefon unserer sachkundigen Bürgerin, Denise Ben Salah steht derzeit selten still. Sie organisiert, kommuniziert und koordiniert. Sie bezieht Ihre Informationen und Anforderungen sowohl über das Netzwerk „Miteinander – Füreinander“ wie auch aus ihren zahlreichen Kontakten innerhalb der Community der Geflüchteten. Dank den großen Netzwerken konnten auch bereits Wohnungen und Zimmer vermittelt werden, sowie erste Schritte zur Integration angestoßen werden. Dankenswerterweise haben einige Frechener Vereine bereits Angebote an interessierte Mitbewohner aus der Ukraine unterbreitet, die nun tanzen, turnen und in Chören mitwirken.
Danke an alle Frechener*innen, die sich mit viel Engagement und Spendenbereitschaft einbringen und den Kriegsflüchtlingen die Zeit in unserer Stadt hierdurch so angenehm wie möglich gestalten.
